Das Golem

Es war einmal im Jahre 1996 als Col. Frank Heitman von seinem Sektionschef den Auftrag bekam eine Software zu entwickeln, mit  der die Datenbestände der NSA schnell und effizient durchsucht werden könnten.
Heitman nannte seine Software „The Rat Pack“. Einerseits, weil er mit Hilfe dieser Software alle roten Ratten in den USA aufstöbern wollte, andererseits weil die Software sein Spießgeselle gegen das internationale Heidentum werden sollte. Unnötig zu erwähnen, dass Heitman gläubiger Christ und unerschütterlicher Republikaner war.

Heitman machte seine Sache so gut, dass die NSA bereits nach zwei Jahren in der Lage war, vorherzusagen, welche Studenten in den nächsten 6 Monaten in welche Partei eintreten würde.

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Mit dieser Software bot sich erstmals die Möglichkeit potentielle, zukünftige Präsidenten bereits während der Ausbildung unter Kontrolle zu bringen. Noch bevor diese jungen Männer selber wussten, dass sie in die Politik würden, hatte die NSA bereits ihre schützende Hand über ihrem Hintern. Zu dieser Zeit wurde auch das Projekt FBP (First Black President) in Angriff genommen, das 2009 unter dem Codenamen Mohren-Marionette erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

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Wie gesagt Heitman war überaus erfolgreich. Bis, ja bis der Kongress überraschend die Mittel kürzte, da niemand den Sinn des Rat Packs wirklich nachvollziehen konnte. Zumal das System auch völlig schwachsinnige Prognosen ausspuckte, wie zum Beispiel einen Flugzeugangriff ungläubiger Attentäter auf New York.

Angesichts seiner drohender Arbeitslosigkeit entwickelte Heitman einen genialen und teuflischen Plan. Wenn seine Auftraggeber nicht mehr für das Ausspionieren zahlen wollten, dann könnten doch die Ausspionierten selber für ihr Ausspioniert werden zahlen.

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Heitman beschloss seine NSA-Software zukünftig nicht nur intern, sondern auch extern im Internet laufen zu lassen. Zugänglich für jedermann könnte Heitmans Software die Informationen der ganzen Welt durchsuchen. Und was noch besser war, die Suchenden trugen ihm immer wieder neue Informationen zu.

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Heitmans Sektionschef hielt nicht viel von der Idee, denn er hielt nicht viel von jeder Art von Öffentlichkeit.

Doch Heitman fand überraschend Unterstützung bei den Demokraten. Natürlich konnte Heitman diese Suchmaschine nicht als NSA-Projekt öffentlich machen. Zu seinem Glück gingen der NSA aber 1998 zwei reiche amerikanische Studenten ins Netz, die bekifft auf einer Party Sex mit einer Ziege hatten und sich dabei dummerweise von einer gewissen Miss Robinsson, einer bewährten NSA-Agentin, die seinerzeit am Projekt FBP arbeitete, filmen liessen.

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Brain und Pate waren wie geschaffen für dieses Projekt. Sie verkörperten jene jungen dynamischen Amerikaner, denen man so eine Entwicklung oder zumindest das Stehlen einer solchen Entwicklung durchaus zutraute.


Nachdem Heitman dem Projekt noch einen neuen Namen verpasst hatte, ging das Golem am 29.7.1998 ans Netz. Damit Brain und Pate niemals vergassen, wer in Wahrheit ihr Herr und Meister war, schickt die NSA bis heute an jedem Jahrestag des Golems eine lebende Ziege an die beiden. Weil man die Ziegen ja auch irgendwie wieder los werden will, traf man bald darauf Brain und Pate regelmäßig beim Burning Man. Wobei die beiden es gerne Burning Goat nannten.

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Der Golem jedoch wurde die größte und effizienteste Suchmaschine der Welt. Und bis zum heutigen Tag gehorcht der Golem treu seinem Herrn und schweigt über alles was er so weiß.



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