Amelie nahm ihre Handtasche und verließ das Haus. Was es zu sagen gab, könnte sie ihm auch später noch sagen, wenn die kleine Hure ihr Heim wieder verlassen hätte. Sie beschloß ihm dreißig Minuten zu geben und im Dorf noch einen Kaffee zu trinken und sich ein Stücke Rhabarber-Käsekuchen.
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Als sie wieder nach Hause kam, saß ihr Mann im Wohnzimmer und versuchte seine Angst mit dem offensichtlich mindestens zweiten Cognac zu vertreiben.
„Ich kann das erklären …“ setzte er an, als Amelie das Wohnzimmer betrat.
„Nicht nötig“, stellte Amelie klar. „Ich weiß Bescheid, diese kleinen Dinger sind schuld. Die wollen das so und du kannst halt nicht anders …“
Daß ihr Mann diesen jungen Dingern hilflos ausgeliefert war dafür hatte es schon immer Anzeichen gegeben. Das erste hätte sein müssen, daß sie selbst ihn gerade mal mit 18 Jahren geheiratet hatte. Ein angehender Richter, das sah aus nach einer guten Partie. Daß er aber ausgerechnet Jugendstrafrecht machen wollte, hätte ihr nun wirklich zu denken geben müssen. Da saß er förmlich an der Quelle eines nicht enden wollenden Stromes blutjunger, moralisch deformierter Kleinkrimineller, die jede Gelegenheit nutzten, um ihr Strafmaß zu mindern.
Er hatte ihr damals sogar vorgeschlagen, doch einige dieser natürlich weiblichen, vom Wege Abgekommenen aufzunehmen und eine Art Erziehungsheim zu gründen. Er hätte es auch gleich Partyservice mit all-you-can-eat Buffet nennen können. Natürlich hatte sie das abgelehnt. Damit wollte sie nichts zu tun haben. Stattdessen war sie Hausfrau und Richtergattin geworden. War shoppen gegangen und hatte im richtigen Moment Augen und Ohren geschlossen und ihr Leben so gut es ging genossen.
„Ich möchte, daß du etwas für mich tust“, platzte Amelie in die entstandene Stille. Es war nicht nötig mehr zu sagen oder zu drohen. Christoph war schon klar, daß es sich nicht um einen belanglosen Gefallen handeln und eine Ablehnung keine Option sein würde.
Also goß er sich noch etwas Cognac nach und ergab sich seinen schlimmen Befürchtungen.
„Du kennst doch meinen Onkel Herbert. Der im Nachbarort. Der wohnt jetzt ganz allein auf dem verfallenen Hof und ich habe den Eindruck, das er nicht mehr so wirklich klar kommt.“
„Mir schien er aber letztes Mal noch ganz fit zu sein!“ warf Christoph ein.
„Das täuscht. Er ist Alkoholiker, die Wohnung in in einem fürchterlichen Zustand, und ob er überhaupt noch vernünftig ißt, läßt sich kaum sagen. Und tüddelich wird er auch immer mehr.“
„Und was kann ich da tun?“ fragte Christoph irritiert.
„Onkel Herbert braucht Pflege, aber das will er nicht. Ich möchte, daß du dafür sorgst, daß er alles notwendige bekommt.“
„Ich soll ihn in ein Pflegeheim einweisen?“
„Einen so alten Baum sollte man nicht mehr verpflanzen. Ich möchte mich um ihn kümmern. Aber das geht nur, wenn du mir die Vormundschaft überträgst.“
„Ich kann nicht einfach so eine Vormundschaft festlegen. Dazu braucht es Gutachter und Anhörungen. Und ich kann wohl kaum einen eigenen Verwandten entmündigen. Wie stellst du dir das vor?“
Amelie zog beiläufig die Schultern hoch und sagte: „Ich denke, du wirst einen Weg finden. So, wie ich einen Weg finde, das zu übersehen, was dir augenscheinlich viel zu wichtig ist. Wir sollten uns beide wohl mehr Freiräume lassen. Natürlich wird mich die Pflege von Onkel Herbert viel Zeit kosten, doch ich bin sicher, du weißt diese Zeit sinnvoll zu nutzen.“
„Also gut“, sagte Christoph resigniert. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber ich sage dir gleich, so ein Verfahren kann einige Zeit dauern.“
„Du wirst die Sache schon nicht unnötig in die Länge ziehen“, stellte Amelie fest. Sie nahm noch einen letzten Schluck Cognac und zog sich zurück in die Stille ihres Ehebettes.
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Letztlich ging es schneller als erwartet. Es war wohl nicht förderlich für seinen Standpunkt, daß Onkeln Herbert zu seiner Anhörung mit 1,8 Promille erschien. Auch der Zustand seiner Wohnung, war von einem Pflegedienst als zwingend hilfsbedürftig eingestuft worden. Beinahe wäre er an eine Pflegestation übergeben worden, doch da kam Amelie, als Verwandte ins Spiel und schlußendlich wurde ihr die Vormundschaft übertragen. Von nun an konnte sie die alltäglichen Geschäfte, des ihr anvertrauten geliebten Onkels im Zweifel auch gegen seinen ausdrücklichen Willen regeln.
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Onkel Herbert war zunächst froh, als Amelie ihn nach Hause brachte und ihm erklärte, daß nunmehr sie sein Vormund sei und er deshalb nicht ins Heim müßte. Vermutlich würde das aber nicht lange so bleiben.
Zunächst brachte Amelie die Wohnung in Schuss. Alles Unnötige flog schlicht hinaus. Zwei Frauen aus dem Dorf leisteten beim Putzen und Ausräumen ganze Arbeit und nach einer Woche war Onkel Herberts Wohnung nicht mehr wiederzuerkennen. Alles sauber, alles ordentlich und einen neuen Anzug hatte das Onkelchen auch bekommen. Den wollte er natürlich zunächst nicht tragen, aber ein einfacher Hinweis auf die Heimunterbringung korrigierte seine Ansichten und Prinzipien schnell.
Als dann das Amt nach vier Wochen, die Lebensumstände von Onkel Herbert überprüfte, fand sie einen immer noch leicht angetrunkenen, aber adrett gekleideten, alten Herrn in einer gepflegten Umgebung mit dampfendem Mittagessen auf den Tisch vor. Als die Amtspflegerin zufrieden gegangen war, wußte Amelie, daß sei jetzt für einige Zeit Ruhe hatte. Denn solange sie kein Pflegegeld in Anspruch nahmen, war es das wohl vorbei mit den Kontrollen.
Letztlich war das der Moment auf den Amelie gewartet hatte. Draußen hatte sie bereits zum Schutz vor Einbrechern an einigen Fenstern Gitter anbringen lassen und nun nahm sie Onkel Herbert Schlüssel, Telefon und Geldbörse ab. Von jetzt an war er nur noch ein alter verwirrter Mann, der tun mußte, was sie sagte.
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Mit seinem neuen Paradies im Keller, war Herbert nicht sofort einverstanden. Er fand es kalt und ungemütlich. Doch Amelie beruhigte ihn. Stellte ihm eine Flasche Wodka auf den Nachttisch und erklärte ihm, es sei nur vorübergehend, nur solange bis sein Schlafzimmer renoviert sei.
Warum sie ihn allerdings einschloss, als sie ging, ergab sich für Onkel Herbert nicht wirklich. Vielleicht wurde ihm in diesem Moment klar, daß er aus diesem Verlies wohl nie wieder rauskam. Allerdings wurde ihm ganz sicher noch nicht klar, warum er hier unten gelandet war.
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Natürlich wollte Onkel Herbert bald wissen, wie lange er noch im Keller bleiben müsse, doch fürs erste war er ja gut versorgt. Eine Toilette und ein Waschbecken war vorhanden, zudem ein einfaches Bett, ein kleines Fenster mit einem Lichtschacht nach oben, ein Nachttisch auf dem immer eine Flasche Wodka bereit stand und natürlich brachte Amelie ihm dreimal am Tag Essen.
Der Wodka hielt ihn weitestgehend ruhig, doch nun wurde es Zeit, daß er endlich begriff worum es hier wirklich ging.
Amelie hatte sich gut vorbereitet. Art schwarzes Ganzkörperkondom aus Stretchlack, abwaschbar, weil sie auch möglichst wenig direkten Körperkontakt zu Onkel Herbert wollte, lange Handschuhe und eine Maske bei der nur die Augen zu sehen waren. Die spitzen, hohen Lederstiefel, konnten jederzeit als Waffe benutzt werden und natürlich das Highlight: Einen unterarmdicken Dildo mit dem sie Onkel Herbert nun zeigen würde, was er ihr angetan hatte.
Vielleicht hatte Onkel Herbert es längst vergessen, aber er war Amelies erster Mann gewesen. Unfreiwillig, aber der erste. Damals mit 14 kam ihr sein Geschlechtsteil riesig vor und die Schmerzen bei seinem Eindringen waren kaum zu ertragen. Damals hatte sie niemandem erzählen können, was so furchtbar daran war, wenn ihre Eltern sie bei Onkel Herbert und Tante Lisbeth zum Spielen auf dem Hof abgegeben hatten.
Vielleicht hätte Tante Lisbeth ihr helfen können. Aber die sagte immer nur, sie solle nicht so ein Geschrei machen, wenn sie im Haus spiele. Das könne sie gefälligst draußen machen. Ja, das Geschrei. Das Geschrei von Onkel Herbert würde wohl niemanden stören.
Jahrelang ging das so weiter, bis Christoph, natürlich unter den Bedingungen von Anstand und Ehe, sie von Onkel Herbert irgendwie übernommen hatte. Das war zwar eher vom Regen in die Traufe, weil er sie jeden Tag, manchmal sogar mehrfach benutzte, aber es wurde bald besser. Als Amelie 25 Jahre alt geworden war ließ Christoph sie plötzlich in Ruhe.
Absurderweise wirkte Onkel Herbert, trotz gesättigtem Alkoholspiegel überrascht, als Amelie die Tür zu seinem Verlies im Keller öffnete. Sie stand da in ihrem schwarzen Lacksuite mit diesem riesigen Dildo umgeschnallt und sie konnte sehen, wie sich bei Onkel Herbert, die Erkenntnis durch den Nebel des Wodkas kämpfte. Sie hatte damit gerechnet, daß er sich wehren würde, das hatte sie schließlich damals auch versucht. Aber damals war Onkel Herbert einfach stärker und heute hatte sie für den Notfall einen Teaser dabei. Das ersparte ihr ein unnötiges Gerangel. Onkel Herbert wich unkontrolliert zuckend von dem Teaser zurück und landete unsanft auf dem Bett.
Es war nicht ganz einfach ihn auf den Bauch zu drehen, aber ein zweiter Einsatz des Teasers erleichterte ihr Vorhaben einigermaßen. Sie zog Onkel Herbert seine eingenässte Jogginghose herunter, verzichtet auf die Gleitcreme und drang rücksichtslos in ihren damaligen Peiniger ein. Und ja, es gab Geschrei. Aber eben auch niemanden, der sich davon gestört fühlte.
Bei einem Dildo war es natürlich nicht ganz klar, wann man fertig war. Amelie beschloss nach zehn Minuten, als Onkel Herberts Lustschreie nachließen fürs erste aufzuhören. Sie wußte ja, daß sie noch viele, viele schöne, gemeinsame Stunden haben würde.
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Es kam eher selten vor, daß Christoph seine Frau in ein Restaurant zum Essen einlud. Amelie vermutet, daß eines seiner jungen Flittchen ihn versetzt hatte, aber das sollte sie nicht daran hindern, den Abend und den Hasenbraten zu genießen.
„Wie läuft es mit deinem Onkel Herbert?“ fragte Christoph beim zweiten Wein. „Du hängst dich da ja mächtig rein.“
„Es läuft gut. Es ist schon befriedigend, wenn man den Altvorderen etwas von dem, was man mal bekommen hat, zurückgeben kann. Das berührt mich doch mehr als dachte.“
„Es freut mich zu hören, daß du etwas gefunden hast, was dir außerhalb des Haushaltes Befriedigung verschafft.“
In diesem Moment wurde Amelie klar, daß das, was sie mit Onkel Herbert trieb, eigentlich nur ein schaler Ersatz war, für das, was sie gerne ihrem Mann angetan hätte. Egal wie lange Onkel Herbert noch durchhielt, in ein paar Jahren würde Christoph in ihre Hände fallen. Schließlich war sie über 20 Jahre jünger als er. Somit sah sie einem aufregenden Ruhestand mit ihrem furchtbaren Gatten entgegen.
Die Frau des Richters (144) - © Copyright bei Ingolf Behrens, Hamburg, 2021. Alle Rechte vorbehalten.