Don Domme

Warum er? Warum hatten Sie ausgerechnet ihn ausgewählt? Hatten Sie ihm seine Neigungen, denn nicht sofort angemerkt? Wie konnten Sie ihm solch junge Frauen in die Obhut geben, wo er doch an nichts weiter dachte, als solch formbares Material, auch zu seiner eigenen Befriedigung, auf Kurs halten konnte?

Er hatte sich an der „Höheren Töchterschule der vereinigten Schwesternschaft“ doch nur beworben, weil es ihn wahnsinnig gereizt hatte, solch einer Horde junger Mädchen nicht nur den rechten Weg zu weisen, sondern auch diverse erzieherische Maßnahmen bei ihnen einzuleiten oder besser noch gleich selbst in die Tat umzusetzen.

Eigentlich hatte er erwartet, dass es bei dem Vorstellungsgespräch bleiben würde. Das hätte ihn jetzt weder verwundert, noch irgendwie frustriert. Das Vorstellungsgespräch allein war die Mühe schon wert gewesen.

Fräulein von Falkenstein war genau sein Typ. Sie strahlte eine unvergleichlich prüde Lust aus, wie sie dastand in ihrem marineblauen Kostümchen, mit der weißen gestärkten Bluse, dem Stehkragen und der unvermeidlichen runden Lesebrille an der Kette. Einziger Schmuck, war eine kleine Brosche, die eher wie ein Parteiabzeichen wirkte.

Sie hatte ihm die Hand weit entgegengestreckt und dabei einen Abstand von mindestens zwei Armlängen eingehalten. Jonas musste sich schon etwas vorbeugen um ihren schlaffen Händedruck zu erwidern. Alles an dieser Frau strahlte ein solches Verlangen aus, gegen ihren ausdrücklichen Willen unablässig genommen zu werden, dass Jonas Hände leicht zu schwitzen begannen.

Dann kam das eigentliche Bewerbungsgespräch. Jonas hatte sich gut verkauft, hatte aber in der Konzentration ein wenig nachgelassen, als Fräulein von Falkenstein, es fertig gebracht hatte in fünf Minuten sieben Mal die Wörter Zucht und Ordnung in einem Satz unterzubringen.
Da waren ihm unversehens die jungen Dinger ins Bewusstsein gedrungen, die hier unterrichtet wurden und die er draußen auf dem kleinen Vorhof gesehen hatte.

Die Schuluniform entsprach in etwa der Bekleidung von Fräulein von Falkenstein. Allerdings trugen die Schülerinnen kein Jackett, sondern eng geschnittene Westen und ihre Blusen hatten keinen Stehkragen. Trotzdem natürlich ein weitaus interessanteres Umfeld, als das an der Berufsschule, wo der Jonas derzeit Mathematik unterrichtete. Jonas konnte sich sehr gut vorstellen, diesen jungen Damen erfolgreich die Matrizenrechnung einzubläuen.

An seiner alten Schule hatten die Schüler ihm den Spitznamen „Don Dom“ gegeben. Wohl weil er gewöhnlich über seine Klasse herrschte, wie ein mittelalterlicher Patriarch. Dabei war er in seiner Güte immer bereit seinen Schülern jederzeit aus der Patsche zu helfen.
Gut, sie schuldeten ihm dann etwas. Das war nun mal die Natur der Dinge. Vielleicht nannten sie ihn aber auch so, weil regelmäßig schlechte Schüler vor die Wahl stellte, sich vor der Klasse symbolisch den Hinter versohlen zu lassen, oder sitzen zu bleiben. Die meisten Schüler wählten die schnellere Art der Abwicklung. Natürlich hatte es deshalb bereits Beschwerden gegeben, aber das interessierte Don Dom nicht und die Beschwerden verliefen zumeist im Sande.

Gewöhnlich legte er nicht selbst Hand an, sondern ließ das andere Schüler tun. Er mochte es, wenn die Schüler sich gegenseitig vor der Klasse erniedrigten. Das nannte er dann Gruppendisziplinierung und fand, es hätte etwas vom Korpsgeist der amerikanischen Marines. Deren Motto war ja auch, dass keiner zurückgelassen wurde.

Im Prinzip war das hier nichts anderes und in all den Jahren waren deshalb auch nur drei Schüler bei ihm sitzengeblieben. All die anderen Versager wurden von ihren Klassenkameraden regelrecht durch die Prüfungen hindurch geprügelt.

Don Dom fand dieses Verfahren in erster Linie gut für die Schüler. Seiner Meinung nach konnte der voyeuristische, befriedigende Aspekt bestenfalls als eine Art positive Begleiterscheinung gewertet werden.

*

Nun, solche Überlegungen erschienen ihm an der „Höheren Töchterschule“ völlig überflüssig. Dort waren Zucht und Ordnung wichtige Prinzipien der Erziehung junger Frauen. Und nun war er hier. Im Paradies der erzieherischen Maßnahmen mit einem wahren Kessel buntes Jungdamenvolk, die sich ihm allesamt unterwerfen mussten.

Jonas konnte sein Glück kaum fassen, als er das erste Mal den Unterrichtsraum betrat und 16 Damen in weißer Bluse und engen blauen Röcken stramm hinter ihren Stühlen standen und reglos darauf warteten von ihm den Befehl zum Sitzen zu empfangen.

„Guten Morgen“, sagte er freundlich, aber mit einem leichten Unterton des Unbestimmten, um nicht gleich seine Absichten zu verraten.

„Guten Morgen, Herr Braun“, erscholl es sechzehnstimmig und exakt zeitgleich zurück.

Jonas sah, wie sich Münder bewegten, aber sonst ging keine Regung durch die Damen. Er legte langsam das Klassenbuch auf das Pult, sah durch die Reihen. Dann sagte er gedehnt: „Setzen!“

Das Geräusch der zurückgezogene Stühle, war ein Geräusch, das Knistern der Röcke, war ein Knistern, das leichte wieder Vorziehen der Stühle war kaum noch wahrnehmbar, Jonas ließ seinen Blick über die Reihen schweifen. Alle Damen saßen kerzengerade an ihren Tischen, die kleinen festen Brüste vorgestreckt, die Arme lagen bis knapp vor dem Ellenbogengelenkt gerade auf der Tischplatte, dass Ehrenbataillon der Bundeswehr hätte es nicht besser gekonnt. Man merkte den Damen den Drill an mit dem sie hier lebten. Keine der Damen trug die Haare offen, alle waren perfekt frisiert, dezent geschminkt, kein Fleck und keine Falte auf der Kleidung, Laufmaschen oder ungeputzte Schuhe Fehlanzeige. Am liebsten hätte er sich selbst gekniffen, um sicher zu gehen, dass er nicht träumte.

Jonas räusperte sich und stellte sich vor. In Gedanken war er schon dabei, sich durch die Reihen zu arbeiten und den einen oder anderen Hintern über den Tisch gebeugt mit der Matrizenrechnung a la Braun bekannt zu machen.

„Noch irgendwelche Fragen, bevor wir anfangen?“

Natürlich wusste er, dass derart devotes Weibervolk ihn so schnell nicht mit dummen Fragen belästigen würde, aber da hatte er sich geirrt.

Eine rothaarige Frau in der zweiten Reihe stand wortlos auf.

„Ja bitte!?“

„Ihre Krawattennadel. Die sitzt nicht gerade, Herr Braun!“

Die Frau schaute ihm gerade und stur in die Augen, sie hatte nicht die geringste Furcht und Jonas war sprachlos.
Eine Sekunde jedenfalls, denn Jonas legte äußersten Wert auf ein korrektes Äußeres und nun von so einem jungen Ding darauf hingewiesen zu werden, dass seine Krawattennadel nicht wirklich gerade saß, brannte sich wie ein Stachel durch Mark und Bein seiner Eitelkeit.

„Sie sind?“ fragte er, nachdem er sich schnell wieder gefangen hatte.

„Doris Kämper“, antwortet die junge Dame mit fester Stimme.

Jonas sah, wie seine Autorität schon nach wenigen Minuten in der Klasse gefährlich ins Wanken geriet. Sonst war er es, der seinen Schülern ihre Makel aufzeigte.

„Nun, dann kommen Sie mal nach vorn und zeigen mir, wie es richtig sein sollte“, befahl Jonas, um Zeit zu gewinnen. Denn es war klar, dass er hier sofort ein energisches Zeichen setzen musste.

Die junge Dame schritt unaufdringlich forsch auf ihn zu. Die Klasse wirkte völlig unbeteiligt. In ihren Gesichtern konnte Jonas nichts ablesen, was ihm helfen könnte die Situation einzuschätzen. Es schien niemanden etwas anzugehen.
Doris schob den hinteren Teil seines Binders, der wohl ebenfalls etwas verrutscht war zurecht und richtete dann die Krawattennadel neu aus. Neunzig Grad, das musste Jonas nicht nachmessen. Das konnte er auch so sehen. Dann trat Doris auf ihren hochglänzenden schwarzen Pumps einen Schritt zurück und wartete ab.

Jonas spürte deutlich, dass ihm die Lage hier entglitt.

„Vielen Dank für Ihre Hilfe“, sagte Jonas tonlos. „Aber Sie hätten mich natürlich fragen müssen, ob Sie mich anfassen dürfen. Es ist Ihnen doch wohl klar, dass man einen Lehrer nicht ungefragt berührt.“

Das war natürlich Schwachsinn und Jonas wusste das. Er selbst hatte sie aufgefordert seine Krawatte zu richten. Entsprechend erwartete er Protest. Aber Doris protestierte nicht. Sie sagte „Entschuldigung“ und schien die Sache nicht weiter vertiefen zu wollen.

„Beugen Sie sich bitte über das Pult, Fräulein Kämper“, befahl Jonas, der nun schnell wieder die Oberhand gewann.
„Ich werde Ihnen einen Eintrag, wegen des Angriffs auf einen Lehrer ersparen“, erklärte er Fräulein Kämper und an die Klasse gewandt: „Ich bin kein Freund davon viel Wirbel zu machen. Sie werden sehen, dass meine disziplinarischen Maßnahmen kurz und schmerzhaft sind und damit ist die Sache dann aber auch vergessen.“

Die Klasse blieb völlig reglos. Fräulein Kämper hatte die Unterarme auf sein Pult gelegt und stütze sich dort ab. Ihre Beine standen exakt parallel und völlig senkrecht nebeneinander, so dass sich ihre Schuhe an Spitze und Hacke berührten. Ihr Blick war stur nach vorn gerichtet und sie verzog keine Miene als Jonas Hand das erste Mal kraftvoll auf ihrem stramm gestreckten Hinterteil landete. Sie zuckte auch beim zehnten Schlag auf den Hintern nicht. Aber Jonas. Das kleine Biest trug einen Hüfthalter mit metallischen Clips von denen sich gerade einer als Abdruck an der Innenseite seines Ringfingers abzeichnete. Das tat weh. Jonas musste sich an dieser Schule wohl einen Rohrstock zu legen.

„Sie können sich setzen, sofern Sie dazu Lust verspüren“, forderte er Fräulein Kämper auf.

Sein Spaß an dieser erzieherischen Maßnahme hielt sich in Grenzen. Kein Gejohle im Klassenzimmer, keine verächtlichen Blicke voller Schadenfreude von den Kameradinnen. Und Fräulein Kämper selbst schien die Bestrafung gar nicht wahrgenommen zu haben.

Sie setze sich mit der gleichen mechanischen Eleganz an ihren Platz, mit der sie auch nach vorn gekommen war. Man schien hier Anderes gewohnt zu sein. Vielleicht müsste Jonas ein paar Gänge raufschalten, um sich an dieser Schule Respekt zu verschaffen. Kein Problem dachte Don Dom, während er das Lehrbuch aufschlug und endlich mit dem Unterricht begann.

Es wunderte Jonas schon ein wenig, gleich nach der Stunde ins Büro von Fräulein von Falkenstein gerufen zu werden. Sorgen machte er sich nicht, denn er war Kummer mit Beschwerden gewohnt und es war nur ein gutes Zeichen, dass Fräulein Kämper sich nun doch beschwert hatte.

Jonas war bereit sich zu rechtfertigen. Von wegen Zucht und Ordnung und so, und natürlich den möglichen Autoritätsverlust wenn er nicht gehandelt hätte. Derartiges hatte er oft genug erlebt.

Leider kam es zu einer Rechtfertigung nicht.

„Sie wissen, dass wir hier großen Wert auf Zucht und Ordnung legen“, begrüßte ihn Fräulein von Falkenstein ohne lange Vorrede.

„Sie können sich bei den jungen Damen auf gar keinen Fall einen Autoritätsverlust leisten, das hat beim Lehrkörper erste Priorität“, fuhr die Rektorin gleich fort und hatte Jonas damit alle Argumente gestohlen.

„Das heißt natürlich, dass wir jederzeit mit gutem Beispiel vorangehen. Ordnung draußen, Zucht drinnen, das ist unser Prinzip seit Generationen. Dazu gehört auch, dass wenn Sie schon Schmuck, wie zum Beispiel eine Krawattennadel tragen müssen, dann in geordneter Form. Ich würde es allerdings sehr viel lieber sehen, wenn Sie zukünftig auf solchen Tand verzichten könnten. Wir üben uns hier im Dienen und in der Demut, denn vor das Herrschen, hat Gott nun einmal das Beherrschen gesetzt. Also die Demut.“

Jonas fühlte sich ein wenig überrumpelt. Seine Hände schwitzten schon wieder, weil er im Moment keine Idee hatte, was da auf ihn zukam. Oder vielleicht waren es auch nur die deutlich hervortretenden Brustwarzen von Fräulein Rektor, in die er ihr jetzt am liebsten gekniffen hätte, weil sie es wagte ihn derart in die Enge zu treiben.

„Sie sind noch neu hier, von daher müssen Sie sich erst eingewöhnen. Disziplinlosigkeiten oder sonstige Vergehen ahnden wir grundsätzlich nur im Zuchtraum. Niemals vor der Klasse. Wir möchten die jungen Damen mit Demut und nicht mit Demütigung erziehen. Im Übrigen vermeiden wir es auf diese Weise, dass die Kameradinnen Mitleid mit dem Bestraften entwickeln. Öffentliche Strafen sind bei uns nur durch mich anzuordnen und betreffen gewöhnlich Verstöße des Lehrkörpers gegenüber der allgemeinen Ordnung.“

Währen dieses Vortrags hätte Herr Braun, dieser Bibliothekarin im Machtrausch am liebsten einen Knebel in ihr geschwätziges Mundwerk geklemmt und sie mal in die Sichtweise des Herrn Braun eingeführt. Er hätte jetzt gern gesehen, wie ihr wohl die Verzweiflung in den Gesichtszügen stünde. Stattdessen hörte er sich fast nuschelnd sagen: „Ja, das tut mir jetzt leid.“

„Nun, es ist auch mein Fehler gewesen“, erklärte Fräulein von Falkenstein beiläufig. „Ich hätte Sie natürlich vor Ihrer ersten Stunde gründlicher einweisen sollen. Doch das holen wir jetzt nach. Folgen Sie mir bitte.“

Jonas folgte dem Hintern der halb verdeckt unter dem Schößchen von Fräulein von Falkenstein Jackett bei jedem Schritt ein wenig hervor blitzte am Haupteingang vorbei und die Treppe hinunter in den Keller.

Er wusste jetzt plötzlich, warum er hier war. Diesen Hintern da vorn, den würde er sich eines Tages vornehmen und das nicht zu knapp. Es würde dafür sorgen, dass Fräulein von Falkensteins Brille vor hitziger Demut beschlagen würde und ihre Hinterbacken aufs doppelte anschwellen würde, so dass sie nicht mehr unter ihrer Kostümjacke verschwinden konnten. Er würde ihr …

Jetzt erst mal musste er ihr folgen, doch seine Stunde würde kommen. In dem langen Flur des Kellergeschosses, standen die Mädchen seiner Klasse in einer adretten Reihe wie ein Spalier an der Wand entlang. Die Rektorin ging ohne sie zu beachten an ihnen vorbei und Jonas in ihrem Schlepptau versuchte die geistlos nach vorn starrenden Blicke und Brüste der Mädchen ebenfalls zu ignorieren.

Es war die vorletzte Tür im Gang, die die Rektorin ansteuerte. In roten Lettern stand über dem Türrahmen das Wort „Zuchtraum“ auf einem angeschraubten Stück Holz. Und darunter war in kleinerer Schrift zu lesen: „Gott liebt die Schwachen unter Euch. Tuet Buße.“

Fräulein von Falkenstein betrat den Raum, ohne anzuklopfen. Jonas hörte ein klopfendes Geräusch von drinnen, oder nein, das kam aus seiner Brust.

Der Raum war riesig. Er umfasste mindestens zwei, wahrscheinlich drei Klassenzimmer des oberen Stockwerks. Aber er war durch halbhohe Trennwände, ähnlich wie bei einem Pissoir, unterteilt in viele kleine Buchten.

Jede dieser Buchten hatte eine eigene kleine Wandlampe, die ein Kruzifix an der Wand erstrahlen ließ. Und in einer der Buchten sah Jonas den Rotschopf aus seiner Klasse.

Sie kniete mit entblößtem Oberkörper, den Blick starr auf das Kruzifix gerichtet und schwang eine Peitsche mit drei Lederriemen. Erst konnte Jonas nicht sehen, wen sie da Peitsche, aber als sie an ihr vorbei gingen, sah Jonas die Striemen auf ihrem Rücken. Sie peitschte sich selbst. Und Jonas wurde klar, dass seine lächerlichen Schläge auf den Hintern nichts waren gegen das, was sich Doris dort selbst zufügte.

„Wie Sie sehen ist das Prozedere einfach“, erklärte Fräulein von Falkenstein. Sie hatte an einer der Buchten gehalten und unvermittelt damit begonnen ihr Jackett aufzuknöpfen.

„In der Regel überlassen wir den Umfang der Bestrafung jeder Schülerin selbst. In Zukunft müssen Sie also bei festgestellten Vergehen nicht selbst Hand anlegen, sondern Sie schicken das Mädchen einfach in den Zuchtraum. Wie Sie sehen, kommen unsere Schülerinnen, der Bestrafung im angemessenen Umfang nach. Natürlich gehen wir selbst bei eigenen Fehlern mit dem allerbesten Bespiel voran.“

Doris war unermüdlich dabei sich zu geißeln und Fräulein von Falkenstein stand in diesem Moment mit völlig entblößten Brüsten da und hielt Jonas etwas hin. Don Doms Blick wanderte von den Brüsten zu dem Gegenstand und er erkannte eine Peitsche. Das musste ein Traum sein, wenn dieses trockene Bückstück sich willig vor ihm freimachte und ihm auch noch die Peitsche reichte.

Die geistige Klarheit mit der Jonas das Fräulein Rektor gebückt und empfängnisbereit vor sich sah, wurde nur durch den Satz getrübt: „Sie sollten Ihr Hemd dabei wirklich lieber ausziehen.“

Während Doris ihr Werk beendet hatte und sich wieder anzog, verließ ihn Fräulein von Falkenstein, um sich in der nächsten Einbuchtung häuslich einzurichten.

Jonas schaute auf die Peitsche in seiner Hand und verstand endlich, was man von ihm erwartete. Die Schülerinnen seiner Klasse hatten inzwischen kaum merklich den Raum betreten und Jonas erkannte Sitzreihen, wie im Kino an der Stirnseite des Raumes, wo die Damen schweigend Platz nahmen.

Es gab kein Entkommen. Wenn er seine Autorität nicht völlig verlieren wollte, dann musste er jetzt sein Hemd ausziehen und sich ans Werk machen.

Was soll’s, die Härte, die man von anderen erwartet, muss man auch selber bereit sein zu zeigen, dachte er sich. Es war ja nicht so, dass ihn jemand anderes bestrafte. Aber das war nur schwacher Trost, als er den ersten Striemen auf dem Rücken spürte. Beim dritten musste er bereits die Zähne zusammenbeißen. Er wusste jetzt, warum dort das Kruzifix als schwacher Trost hing. Er konzentrierte sich auf den leidenden Jesus vor sich, doch nach dem sechsten Schlag fiel ihm auf, dass bei dem Kruzifix so einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Dieser Jesus hatte Brüste und seine Beine waren nicht gekreuzt, sondern weit gespreizt. Genau genommen handelte es sich bei dem Kreuz auch um die Andreasvariante. Was sollte das bedeuten? Gott hat keine Eier? Wo war er hier bloß hineingeraten? Was für Überraschungen erwarteten ihn noch? Und wann konnte er endlich aufhören sich selbst Schmerzen zuzufügen?

Es war Jonas klar, dass es letztlich die Rektorin war, die die Schlagzahl vorgab. Und Fräulein von Falkenstein wirkte keineswegs ermüdet.

„Verdammte Flagellantenbrut“, fluchte Jonas innerlich, und motivierte sich mühsam zu weiteren Schlägen durch einen Blick auf Fräulein von Falkensteins schwingende Brüste, die bei jedem Schmerzimpuls von einem zarten Nachbeben erfasst wurden. Ihre Brille beschlug leicht an den Rändern und Don Dom war sich in diesem Moment sicher, dass er hier mit ihr alt werden könnte, auch wenn’s wehtat.

Don Domme (21) - © Copyright bei Ingolf Behrens, Hamburg, 2011. Alle Rechte vorbehalten.